Nord

Das norwegische Drama „Nord“ von Rune Denstad Langlo ist weit mehr als nur ein weiterer Film über eine physische und emotionale Reise. Mit der Erzählung des Ex-Skifahrers Jomar, der sich nach einem Karriere zerstörenden Unfall und persönlichen Verlusten isoliert, bietet der Film eine intensive Erkundung von Einsamkeit, Depression und letztlich der Erlösung. Jomar bricht zu einer ungewöhnlichen Reise auf, getrieben von der Enthüllung, dass er einen Sohn im hohen Norden haben könnte. Ausgestattet mit einem Schneemobil und einer Fünf-Liter-Flasche Alkohol, navigiert er durch schneebedeckte Landschaften und trifft auf eine Reihe skurriler Charaktere, die seine Weltanschauung und sein Selbstbild herausfordern.

Nord
Dauer: 75 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Rune Denstad Langlo
Produzenten: Sigve Endresen, Brede Hovland
Hauptdarsteller: Anders Baasmo Christiansen, Kyrre Hellum, Marte Aunemo
Nebendarsteller: Lars Olsen, Astrid Solhaug, Even Vesterhus
Studio: Universum Film
Sprachen: Deutsch, English

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Der Film erzeugt eine Art Dualität, indem er sowohl melancholische als auch humorvolle Elemente einbindet. Auf der einen Seite gibt es die schmerzhafte Realität von Jomars Leben, die Langlo ungeschönt darstellt. Auf der anderen Seite gibt es Momente komischer Erleichterung und Ironie, oft in den Begegnungen mit anderen Charakteren verkörpert, die Jomar auf seiner Reise trifft. Der Film fängt so die komplexe menschliche Erfahrung ein, indem er die Zuschauer durch eine emotional belastende, aber zugleich befreiende Reise führt.

Drehorte, Produzent, Besetzung von „Nord“

Nord„, ein norwegischer Film aus dem Jahr 2009, vereint die Genres Komödie und Drama in einer 82-minütigen Erzählung. Unter der Regie von Rune Denstad Langlo und mit einem Drehbuch von Erlend Loe bringt der Film eine vielseitige Besetzung auf die Leinwand: Anders Baasmo Christiansen verkörpert Jomar Henriksen, während Kyrre Hellum, Marte Aunemo, Mads Sjøgård Pettersen und andere die Nebenrollen übernehmen. Das technische Team umfasst Philip Øgaard an der Kamera und Ola Kvernberg, der für die Musik verantwortlich ist.

Dieser Film hat nicht nur auf nationaler Ebene Aufmerksamkeit erregt, sondern auch international Anerkennung gefunden. Besonders herausragend ist seine Teilnahme an den Berliner Filmfestspielen, wo er den „Europa Cinemas Label ex aequo“ Preis gewann. Außerdem errang er den Hauptpreis „The Transilvania Trophy“ beim Transilvanian International Film Festival und Auszeichnungen beim Tribeca Film Festival sowie beim Brussels Film Festival. Die Kameraarbeit von Philip Øgaard und das Schauspiel von Mads Sjøgård Pettersen als Ulrik wurden ebenfalls vielfach gelobt.

Aber nicht nur die Kritiker, auch die Filmindustrie zeigte sich beeindruckt. Der Film erhielt zahlreiche Nominierungen und Auszeichnungen, darunter den „Amandaprisen 2009“ für die beste männliche Nebenrolle und den „Kanonprisen 2010“ in verschiedenen Kategorien. Die Produzenten Sigve Endresen und Brede Hovland sowie der Sounddesigner Bent Holm wurden ebenfalls gewürdigt. In Norwegen war „Nord“ sogar für den renommierten Filmpreis des Nordischen Rates nominiert, was seine Bedeutung in der Filmwelt unterstreicht.

Handlung & Story vom Film „Nord“

Nach einem Unfall und einer Serie alkoholgetränkter Depressionen hat er sich in einer abgelegenen Holzhütte zurückgezogen. Hier dient er als Wachmann einer Skiliftstation, ein Job, der ihn von der Gesellschaft isoliert. Sein Alltag nimmt eine dramatische Wende, als sein ehemaliger bester Freund auftaucht. Dieser Freund hatte ihm vor Jahren die Freundin ausgespannt und bringt nun die Nachricht, dass Jomar im hohen Norden Norwegens einen Sohn haben könnte. Ausgestattet mit einem Schneemobil und fünf Litern Alkohol im Gepäck macht sich Jomar auf eine Reise zu dem Kind, das er nie kannte.

Auf dieser epischen Fahrt, die ihn bis zum Polarkreis führt, stößt Jomar auf eine Reihe von Herausforderungen und skurrilen Charakteren. Unterwegs verliert er sein Schneemobil und muss sich anderen Fortbewegungsmitteln zuwenden. Er begegnet Soldaten, die ihren eigenen Leidensweg haben, und Schneeräumfahrern, die ihm auf absonderliche Weise helfen. Jede dieser Begegnungen stellt eine Art Prüfung für ihn dar, eine Möglichkeit zur Selbsterkenntnis. Dabei scheint Jomar alles in seiner Macht stehende zu tun, um sein Ziel, seinen Sohn zu finden, bewusst zu verfehlen. Stattdessen tritt er in Kontakt mit anderen „verlorenen Seelen“, die ihn auf seiner Reise begleiten und beeinflussen.

Die Fesseln der Vergangenheit

Es ist jedoch mehr als eine physische Reise, die Jomar durchmacht. Er durchquert nicht nur die atemberaubenden Landschaften Norwegens, sondern erfährt auch eine innere Transformation. Zunächst widerwillig lässt er sich von den Menschen, denen er begegnet, und den Umständen, die er durchlebt, beeinflussen. Allmählich beginnt er, die Fesseln seiner Vergangenheit und seiner Depressionen zu lösen. Diese Charakterentwicklung mündet in einer Art Erleuchtung, einer neuen Perspektive auf das Leben und seine Rolle als Vater. Die Reise wird damit zu einer Metapher für Jomars Weg zurück ins Leben und zu einer zweiten Chance, die ihm durch die Existenz seines Sohnes gegeben ist. Der Film, inszeniert von Rune Denstad Langlo, ist damit nicht nur eine Erzählung von persönlichem Scheitern und der Suche nach Erlösung, sondern auch eine Hommage an die heilende Kraft der Natur und der menschlichen Beziehungen.

Fazit & Kritiken zum Film „Nord“

Der Film „Nord“ von Rune Denstad Langlo befasst sich mit der Reise des Protagonisten Jomar, einem Ex-Skifahrer, der sich nach einem Unfall und Verlusten im persönlichen Leben in Alkohol und Selbstmitleid ertränkt. Obwohl der Film anfänglich Vergleiche mit David Lynchs „The Straight Story“ hervorruft, vor allem wegen der langsamen Reise und der Wahl des Fortbewegungsmittels, fällt auf, dass Langlos Werk an Tiefe und Nuance fehlt. Das Schneemobil, das Jomar für seine Reise zum Polarkreis wählt, dient letztlich nur als Werkzeug, nicht als Symbol oder Charakter, wie es bei Lynch der Fall ist.

Interessanterweise zeigt der Film eine Serie von Begegnungen mit schrulligen Charakteren, die jeweils ihre eigenen Probleme haben. Doch im Gegensatz zu Filmmachern wie Jim Jarmusch oder Aki Kaurismäki, deren Humor und Ironie oft eine tiefere emotionale oder philosophische Ebene enthüllen, wirken die schrulligen Elemente in „Nord“ oft aufgesetzt. Die Interaktionen und die Ironie scheinen manchmal kalkuliert, weniger ein Ausdruck der Charaktere als vielmehr ein Versuch, ein bestimmtes skandinavisches Kino-Klischee zu erfüllen. Und während sich Jomar von seinen Erfahrungen formen lässt, bleibt die Narration oft distanziert, was es schwierig macht, sich wirklich mit ihm oder seiner Reise zu identifizieren.

Trotz dieser Kritikpunkte hat der Film auch seine Stärken. Vor allem Langlos grandiose Kameraführung, die die atemberaubenden norwegischen Landschaften einfängt, verdient Anerkennung. In diesen Momenten zeigt sich sein Talent als Dokumentarfilmer, und der Film erreicht eine poetische Qualität, die ihn von seinen Vorbildern abhebt. Auch wenn der Film in der Ausführung seiner Charaktere und seiner emotionalen Tiefe schwächelt, bietet er doch beeindruckende visuelle Erlebnisse und Augenblicke echter Poesie.

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